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1 Primer: Ziel, Einsatz & Grenzen
Der Ablauf zielt darauf, eine Gnom-Grafik softwareseitig zu digitalisieren, sodass sie auf einer Stickmaschine mit texturierten Flächen, klarer Reihenfolge und optimierter Dichte sauber aussticht. Geeignet ist dieser Ansatz immer dann, wenn du ein Art-to-Stitch-Projekt mit mehreren Elementen (Pompon, Mütze, Stiefel, Nase, Schnurrbart, Bart) planst und dabei bewusst unterschiedliche Sticharten kombinieren möchtest.
Was du bekommst:
- Ein belastbares Digitizing-Schema für Flächenelemente und Details.
- Klare Entscheidungen, wann Handstich, Radial, Tatami oder Florentiner sinnvoll sind.
- Ein System, wie du Überlappungen entfernst, um Dichte und Stichzahl zu reduzieren.
Grenzen: Stoff, Garn und Maschine beeinflussen das Ergebnis; in der hier vorgestellten Arbeit geht es primär um das Digitizing in der Software (Stoff- und Vlieswahl werden nicht behandelt). Falls du besondere Einspannlösungen nutzt, plane ausreichend Tests ein; mit einem Magnetrahmen für Stickmaschine erzielst du oft eine wiederholbar stabile Spannung, was dem Ausstich komplexer Strukturen zugutekommt.
2 Vorbereitung
Bevor du loslegst, stelle sicher, dass die digitale Vorlage und die Software bereit sind. Öffne die Grafikdatei (SVG) und sperre sie, damit du sie nicht versehentlich verschiebst.

Benötigt:
- Computer mit einer Stick-Digitizing-Software (im Video: Hatch Embroidery Digitizer, Version nicht genannt)
- Gnom-Artwork (SVG)
- Grundverständnis des Digitizings in der jeweiligen Software
Ziel der Vorbereitung ist es, eine saubere Basis zu schaffen, damit die folgenden Objekte treffsicher aufgebaut werden können. Ein kurzer Blick auf die Gesamtkomposition hilft dir, die spätere Stichreihenfolge im Kopf vorzustrukturieren.
Kurzcheck
- Artwork geladen und gesperrt
- Arbeitsbereich aufgeräumt
- Zoom und Raster/Guides bereit
Profi-Tipp Wenn du mehrere Varianten testen willst, speichere regelmäßig Zwischenstände. So kannst du zu einer Version mit überzeugendem Look zurückkehren, statt Einstellungen neu zu suchen. In Projekten mit spiegelbaren Formen (Stiefel, Schnurrbart, Bart) lohnt es sich außerdem, nur die „Master“-Hälfte sorgfältig auszubauen und danach zu spiegeln.
Checkliste Vorbereitung
- SVG geladen, Vorlage gesperrt
- Farbpalette grob definiert
- Werkzeugleisten für Digitize/Reshape/Effekte eingeblendet
3 Setup & Einrichtung
Ziel dieses Setups ist, deine Werkzeuge und Effekte vorzukonfigurieren, damit du später pro Form schneller ans Ziel kommst. Dazu gehört, dass du dir die Position der Effekte-Panels zurechtlegst und Tastenkürzel (z. B. H für Reshape) parat hast.
Achtung Bei Radial-Füllungen und Handstich kann es sein, dass einzelne Effekte nach Änderungen neu angewendet werden müssen. Das ist normal; plane einen zweiten Blick in die Objekt-Eigenschaften ein.

Ein klassisches Beispiel: Beim Pompon werden Handstich, Radial und Satin kombiniert – falls die Radialfüllung nach einer Bearbeitung „verloren“ wirkt, setze sie erneut und justiere die Parameter.

Entscheidungsstütze
- Wenn du weiche Kanten willst → Feather Edge am Pompon aktivieren und die Max-Breite reduzieren.
- Wenn du klar gerichtete Flächen brauchst → Tatami-Muster wählen und den Verlauf/Angel-Flow später per Reshape feinjustieren.
Kurzcheck Setup
- Effekte-Panel sichtbar
- Reshape-Tool getestet (H)
- Stitch Player erreichbar
4 Ablauf: Vom Artwork zum Gnom
Im Folgenden arbeitest du dich Objekt für Objekt vor – jedes Teil mit einer klaren Absicht für Textur, Richtung und Dichte.
4.1 Pompon digitalisieren
- Kreiswerkzeug wählen, Füllung aktivieren, Handstich und Radial anwenden; als Stichart Satin. Den Kreis zentriert aufziehen, Größe bestimmen und bestätigen. Anschließend Radial-Einstellungen prüfen und ggf. neu anwenden; Handstich-Länge auf 5 mm, Feather Edge auf „medium“ mit max. Breite 3 mm; Unterleger: Zickzack (zweifach), um Einzugseffekte zu zügeln.
Erwartetes Ergebnis: ein texturierter, leicht weicher Pompon mit radialem Charakter. Wenn der Effekt zu stark wirkt, reduziere die Max-Breite oder die Handstich-Länge.
Profi-Tipp Ein sauber eingestellter Unterleger stabilisiert dichte Zonen, damit die Oberfläche nicht „einsinkt“. Bei runden Formen verhindert doppelt Zickzack das Einziehen von allen Seiten.
4.2 Mütze mit Tatami-Struktur
- Digitize Blocks wählen, Handstich/Radial vorübergehend deaktivieren, Trim aktivieren, eine Farbe setzen und ein Tatami-Muster wählen (initial #28, später anpassbar). Die Mützenkontur mit Rechtsklicks für weiche Kurven aufbauen, bestätigen, dann mit Reshape (H) Stichwinkel und Kurvenverlauf akzentuieren. Zum Schluss Handstich als Effekt subtil hinzufügen: Länge 2 mm, Winkel 3°, Count 1, Randomness 2, Variation 3.



Erwartetes Ergebnis: eine lebendige, aber nicht überstrukturierte Fläche, deren Stichwinkel den Bogen der Mütze unterstützen.
Achtung Zu viele Anpassungen am Tatami-Muster können optisch „flimmern“. Lieber einmal bewusst entscheiden als ewig „feintunen“.
4.3 Stiefel anlegen und spiegeln
- Freihand „geschlossen“ wählen, Farbe Schwarz, Tatami-Muster #1. Erste Stiefelkontur locker nachzeichnen, mit Reshape kleine Ungenauigkeiten glätten. Danach in „Create Layouts“ spiegeln (horizontal), die Kopie positionieren und ggf. Überlappung zusammenführen. In der Sequenz die Stiefel nach oben ziehen, wenn sie zuerst gestickt werden sollen.


Erwartetes Ergebnis: zwei symmetrische, gleichmäßig gefüllte Stiefel.
Profi-Tipp Spiegeln lohnt sich für alle Motive mit klarer Achse. Das spart Zeit und stellt sicher, dass Texturen, die an der Achse aufeinandertreffen, sauber wirken.
4.4 Nase mit 3D-Charakter
- Kreiswerkzeug, Farbe Rosa, 3D-Satin wählen. Mittelpunkt grob setzen, Durchmesser ziehen, mit zweitem Klick die Ellipse definieren, bestätigen und ggf. minimal verschieben.

Erwartetes Ergebnis: eine präsente, leicht erhabene Nase. Wenn das Motiv insgesamt sehr dicht ist, kannst du später auf Tatami umstellen (siehe Abschnitt „Stich-Out & Korrekturen“).
Nebenbemerkung In manchen Einspann-Setups erfordern erhabene Satin-Zonen eine stabile Aufspannung; wer oft dichte Bereiche stickt, profitiert beispielsweise von einem mighty hoop Magnetrahmen, weil der Anpressdruck gleichmäßig hält.
4.5 Schnurrbart mit Florentiner-Kurve
- Zunächst Freihand „offen“, Kontur einer Seite nachziehen, dann per Kontextmenü „Form mit Kurvenlinie schließen“, damit Füllung möglich wird. Florentiner-Effekt aktivieren und die Leitlinie(n) setzen: den mittleren Punkt nach unten, den linken zur Spitze ziehen, um einen natürlichen Kurvenfluss zu erzeugen. Spiegeln (horizontal), zur Mitte ausrichten, Überlappung zusammenführen und den Schnurrbart in der Sequenz oberhalb der Nase anordnen.


Erwartetes Ergebnis: ein fließender, symmetrischer Schnurrbart mit sichtbarem Kurvenverlauf.
Kurzcheck
- Form geschlossen? Florentiner sichtbar?
- Spiegelung sitzt zentriert?
4.6 Bart mit Tatami #65 und senkrechtem Stichfluss
- Freihand „geschlossen“ nutzen, gleiche Graufarbe. Tatami-Muster #65 wählen, Kontur einer Seite bis zur Mitte zeichnen und unter der Nase schließen. Eventuelle Zusatzpunkte löschen, dann vorhandene Stichwinkel entfernen und einen neuen Winkel von 90° setzen – so fließt der Bart sichtbar vertikal. Anschließend spiegeln, Überlappung zusammenführen, Bart in der Sequenz korrekt hinter/unter anderen Teilen sortieren. Zuletzt Handstich als dezenten Textureffekt (Standardwerte) anwenden.

Erwartetes Ergebnis: ein vollflächiger Bart mit vertikalem Strichbild und dezenter Rauheit.
Profi-Tipp Ein klar gesetzter Stichwinkel macht den Unterschied zwischen „Fläche“ und „Haarwirkung“. Mit 90° erzielst du ein „hängendes“ Haarbild – perfekt für Bärte.
4.7 Überlappungen entfernen und Vorschau
- Referenzbild ausblenden, dann die Objekte der Reihe nach wählen: Pompon, Bart, Schnurrbart, Nase – jeweils „Remove Overlaps“ aus dem Bearbeiten-Menü ausführen. So vermeidest du, dass schwere Füllungen übereinander liegen. Abschließend im Stitch Player die Abfolge prüfen.

Erwartetes Ergebnis: eine reduzierte Stichzahl, weniger dichte „Hotspots“ und eine saubere Reihenfolge ohne Konflikte.
Achtung Überlappende Flächen führen zu unnötiger Härte im Stick und erhöhen das Risiko für Nadelbruch.
Checkliste Ablauf
- Pompon: Handstich, Radial, doppelt Zickzack-Unterleger
- Mütze: Tatami-Muster gewählt, Winkel per Reshape geprüft
- Stiefel: gespiegelt und in Sequenz oben
- Nase: 3D-Satin platziert
- Schnurrbart: Florentiner gesetzt, gespiegelt
- Bart: Tatami #65, 90° Stichwinkel, gespiegelt
- Überlappungen entfernt, Stitch Player geprüft
5 Qualitätskontrolle während der Arbeit
Schaue an drei Stellen genauer hin: Textur, Dichte und Richtung.
- Textur: Handstich ist ein Effekt, kein Füllstich. Zu viel „Randomness“ kann das Muster unruhig machen – in der Mütze ist ein subtiler Einsatz überzeugender.
- Dichte: Prüfe besonders Nase (bei 3D-Satin) und Schnurrbart; dichte Zonen summieren sich, wenn darunterliegende Füllungen nicht ausgespart werden.
- Richtung: Bei Bart und Mütze sollen die Winkel die Form unterstützen – die 90°-Linie im Bart ist hier das Kernelement.
Kurzcheck
- Keine unfreiwilligen Doppel-Füllungen
- Winkel verlaufen logisch zur Form
- Stitch Player ohne Sprungchaos
Praxisbrücke Wenn du oft auf dicken Stoffen arbeitest, zahlt sich eine gleichmäßige Spannung aus; manche setzen dann auf dime Snap Hoop Magnetrahmen, weil Umspannen schneller geht und die Fläche ruhiger liegt.
6 Ergebnis & Weiterverwendung
Nach der Software-Vorschau wird das Motiv auf der Stickmaschine ausgestickt. Das gezeigte Resultat: Der „kleine Kerl“ ist sauber herausgekommen; anschließend wurden zwei Optimierungen abgeleitet: geringere Dichte beim Schnurrbart (ein zuvor beobachteter Nadelbruch ließ sich so vermeiden) und ein Wechsel an der Nase von 3D-Satin auf Tatami.

Aus den Kommentaren Aus der Community kam positives Feedback zur Gestaltung – ein Hinweis darauf, dass die Kombination aus klar geführten Flächen und kurvigem Florentiner-Schnurrbart auch visuell überzeugt.
Weiterverwendung
- Speichere die EMB-Datei mit Versionsstand (z. B. „Gnome_v2_TatamiNose“), damit die Entscheidung für die Nasen-Tatami reproduzierbar bleibt.
- Wenn du Varianten planst (andere Tatami-Nummern, längerer Handstich am Pompon), lege separate Versionen an.
Profi-Tipp Symmetrien lassen sich für weitere Motive wiederverwenden: Baue dir kleine Bibliotheken aus Teilobjekten (z. B. Stiefel-Kontur) und Effekt-Presets. Beim nächsten Projekt sparst du damit spürbar Zeit.
Hinweis zum Einspannen Dieser Leitfaden deckt das Einspannen nicht im Detail ab; falls du mit starken Magnetrahmen arbeitest, kann eine Einspannstation die Wiederholgenauigkeit erhöhen – etwa mit einer hoop master Einspannstation, die dir bei der Positionierung auf Brusthöhe oder Mützen hilft.
7 Troubleshooting & Fehlerbehebung
Symptom: Nadelbruch im Bereich Schnurrbart
- Mögliche Ursache: zu hohe Dichte, Überlappungen nicht entfernt.
- Lösung: Dichte reduzieren und „Remove Overlaps“ auf überdeckte Bereiche anwenden; Stickreihenfolge prüfen.
Symptom: Harte, steife Fläche über der Nase
- Mögliche Ursache: 3D-Satin über dichtem Untergrund.
- Lösung: Auf Tatami wechseln und Untergrund zuvor per Überlappungsentfernung aussparen.
Symptom: Unruhiger Look in der Mütze
- Mögliche Ursache: Tatami-Musterwahl oder Handstich-Randomness zu stark.
- Lösung: Anderes Tatami-Muster testen, Handstich subtil halten (Länge 2 mm, Count 1, Randomness 2).
Symptom: Pompon wirkt „ausgefranst“ statt weich
- Mögliche Ursache: Feather Edge zu breit oder Radial nicht korrekt angewendet.
- Lösung: Max-Breite reduzieren, Radial-Füllung neu anwenden, Handstich-Länge prüfen.
Kurztest zur Ursachenfindung
- Stitch Player: Sequenz und Dichte-Hotspots erkennen.
- Sichtprüfung: Überlagernde Flächen identifizieren (vor allem Nase/Schnurrbart/Bart).
- Gegenprobe: Temporär Handstich abstellen – wenn die Fläche ruhiger wird, war der Effekt zu stark.
Achtung Wenn du besonders dicke Flächen stickst, achte auf die Stoffführung; ein sauberer, wiederholbarer Rahmen hilft, damit die Nadel nicht „zieht“. In Setups mit Serienproduktion setzen Anwender teils auf Magnetrahmen für brother, um zügiger zu rüsten – teste das unbedingt am Reststück, bevor du Serien startest.
Erweiterte Praxisnotiz Wer häufig mit Mehrnadel-Maschinen arbeitet, priorisiert konsistente Aufspannung und fixe Anlagepunkte; in solchen Fällen wird auch ein mighty hoop Magnetrahmen 11x13 manchmal als praktikable Größe genannt, weil er viele Motive abdeckt, ohne dauernd umzurüsten.
Abschließender Kurzcheck
- Überlappungen überall entfernt?
- Kritische Flächen (Schnurrbart/Nase) mit sinnvoller Dichte?
- Stichwinkel logisch, Spiegelungen korrekt?
Optionale Einspannhilfe Für Anwender, die wiederkehrend auf gleicher Position arbeiten, kann ein hoopmaster-Setup das Platzieren beschleunigen; dennoch gilt: Diese Anleitung behandelt primär das Digitizing, nicht das Maschinen-Setup, daher empfehlen sich eigene Tests mit deinem Material.
Anhang: Kontextbilder und Parameter - Artwork laden und sperren: saubere Basis, kein Verschieben.
- Pompon-Parameter: Handstich-Länge 5 mm; Feather Edge „medium“, max. 3 mm; Unterleger Zickzack zweimal.
- Mütze: Tatami-Muster (#28 als Start), per Reshape Kurvenfluss akzentuieren, Handstich subtil.
- Stiefel: Freihand geschlossen, Tatami #1, spiegeln und ausrichten.
- Nase: 3D-Satin; ggf. später Tatami als Alternative.
- Schnurrbart: Florentiner-Leitlinie logisch führen, danach spiegeln und mittig verschmelzen.
- Bart: Tatami #65, Stichwinkel 90° für vertikalen Fluss.
- Überlappungen entfernen: Reihenfolge beachten; am Ende Stitch Player prüfen.
- Endergebnis auf Stoff: Optik und Haptik kontrollieren; ggf. Dichte anpassen.
Abschließende Empfehlung Speichere dir eine Variante mit reduzierter Dichte im Schnurrbart und Tatami-Nase als „Standard-Sicher“ – das minimiert Nadelbruchrisiken in vielen Materialien. Wer große Serien plant, kann zusätzlich mit einem Magnetrahmen für babylock oder einem Magnetrahmen für bernina experimentieren, um das Einspannen zu beschleunigen, sollte diese Entscheidung aber stets mit einem Probestick auf dem Zielmaterial absichern.
