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1 Primer: Ziel, Einsatz & Grenzen
Das Ziel: Eine einzelne Nadelform als gefülltes Element digitalisieren – mit kontrollierter Kantenführung, klarer Breite und einem Stichwinkel, der die Kontur unterstützt. Das Verfahren eignet sich für alle Motive mit fließenden und spitz zulaufenden Partien, in denen Füllstiche ohne sichtbare Brüche verlaufen sollen. Besonders bei dekorativen Füllungen wie Tatami werden Winkel und Kurven in der Formgebung sichtbar, weshalb saubere Knotenführung entscheidend ist.
Die Methode ist dann ideal, wenn du manuelle Kontrolle bevorzugst: Jede Ecke, jede Rundung und jeder Übergang entsteht aus deinen Klicks. Automatikfunktionen sind bewusst reduziert – du bestimmst die Form. Für Massenelemente (z. B. mehrere identische Nadeln) kannst du später kopieren, einfügen und skalieren; in diesem Teil geht es aber ausschließlich um das erste Nadel-Element.

Achte darauf: Die Anleitung konzentriert sich ausschließlich auf das Digitalisieren. Das spätere Aussticken, egal ob mit klassischem Rahmen oder einem Magnetrahmen für Stickmaschine, wird hier nicht behandelt; die Einstellungen in der Maschine hängen vom Material und Projekt ab.
2 Vorbereitung
Bevor du klickst, räume die Arbeitsfläche in der Software auf. Blende fertig digitalisierte Ebenen aus, damit die Nadelkontur frei sichtbar ist. Zoome nah genug heran, um Knoten exakt zu setzen – 500 % sind praxistauglich und wurden im Beispiel verwendet; 600 % gelten als häufig empfohlener Expertenwert.

Materialseitig brauchst du keine physischen Hilfsmittel – alles passiert am Bildschirm. Benötigt wird nur die Vorlage des Motivs (als Bild geladen) und eine installierte Hatch-Version mit Digitize-Funktionen. In der Software solltest du wissen, wo sich das Digitize-Menü, die Objekt-Eigenschaften und die Anzeigeoptionen (TrueView) befinden.

Für das spätere Aussticken auf deiner Maschine – das in dieser Anleitung nicht abgedeckt ist – bleibt die Wahl des Rahmens völlig offen. Wer häufiger mit unterschiedlichen Textilien arbeitet, profitiert eventuell beim Einspannen, etwa wenn eine hoop master Einspannstation zuverlässige Positionen vorgibt; dies ist jedoch ein separater Arbeitsschritt nach dem Digitalisieren.

Kurzcheck
- Vorlage geladen und sichtbar?
- Bereits digitalisierte Ebenen ausgeblendet?
- Zoom auf ca. 500 % eingestellt?
- Werkzeugleiste für Digitize gut erreichbar?
3 Setup in Hatch: Werkzeuge & Anzeigen
Wähle in der Registerkarte „Digitize“ das Werkzeug „Digitize Blocks“. Stelle sicher, dass du einen Füllstich für den Block erzeugst – im Beispiel wird später Tatami verwendet, ein dekorativer Füllstich mit klarer Textur. Damit legst du fest, dass die aus Punkten definierte Form zu einer gefüllten Fläche wird.

Wichtige Klickregel: Linksklick erzeugt eine gerade/angulare Ecke, Rechtsklick eine runde Ecke. Diese Kombination erlaubt dir, die Nadelkontur exakt nachzuzeichnen: spitze Partien mit Linksklick, Rundungen mit Rechtsklick.
Profi-Tipp Plane deine Knoten spiegelbildlich links/rechts der Mittelachse, wenn Abschnitte parallel laufen. So erzielst du gleichbleibende Breite und einen harmonischen Füllfluss.
Kurzcheck
- „Digitize Blocks“ ist aktiv?
- Füllung anstelle von Kontur eingestellt?
- Linksklick/Linkecke, Rechtsklick/Rundung verinnerlicht?
4 Ablauf: Nadel mit Digitize Blocks digitalisieren
4.1 Unterer Bereich (Spitze)
Beginne an der unteren Spitze der Nadel. Setze den ersten Punkt mit einem einzelnen Linksklick, ziehe die Linie quer über die Form und setze den Gegenpunkt. Arbeite dich im Zick-Zack entlang der Kontur nach oben. Für spitze Ecken: Linksklick. Für sanfte Übergänge: Rechtsklick. Auf diese Weise entsteht ein erster Block, der den unteren V-förmigen Abschnitt definiert. Achte auf gleichmäßige Breite und glatte Kanten – unregelmäßige Punktabstände führen zu Zacken.

Achtung Unsaubere Punktplatzierung erzeugt „Eselsohren“ an der Füllkante. Nutze notfalls „Undo“ und setze den Knoten neu, statt ihn später extrem zu verschieben.

Erwartetes Ergebnis: Eine klar umschriebene, V-förmige Füllfläche im unteren Bereich, die die spätere Stichrichtung bereits vorgibt.

4.2 Mittelteil (Schaft)
Im Schaft gilt: weniger Knoten, mehr Parallelität. Die Form ist weitgehend gerade – du kannst schneller arbeiten und mit wenigen, weit gesetzten Punkten lange Abschnitte definieren. Entscheidend ist, dass die Breite gleichmäßig bleibt. Prüfe visuell, ob die Linien links und rechts parallel verlaufen. Wenn du mehrere Blöcke aneinanderfügst, sollten die Knotenpaare in etwa spiegelbildlich liegen.

Profi-Tipp Reduziere Knoten auf das Nötigste in geraden Bereichen. Jeder zusätzliche Knoten ist eine mögliche Fehlerquelle für Wellen oder Breitenunterschiede.

4.3 Oberer Bereich (Auffächerung und Schaftabschluss)
Nutze die Auto-Movement-Funktion: Fährst du im starken Zoom an den Leinwandrand, scrollt die Ansicht automatisch weiter – ohne das Werkzeug zu verlassen. So setzt du deine Knoten zügig und im Fluss, während du das Auffächern und den oberen Schaftabschnitt komplettierst. Wenn die letzte Ecke sitzt, bestätige den Block mit Enter: Die Füllstiche erscheinen.

Erwartetes Ergebnis: Die gesamte Nadel ist als Füllform angelegt – die Tatami-Textur folgt den angelegten Blockwinkeln und wirkt bereits im Vorschaumodus stimmig.

Hinweis zum Workflow: Wenn du später Serien von Nadeln brauchst, kannst du die fertige Form kopieren, einfügen und in der Größe anpassen. In diesem Teil wird das Duplizieren nicht gezeigt; es genügt, zunächst ein perfektes Master-Element zu bauen.

4.4 Tatami als Füllung – warum es funktioniert
Tatami erzeugt ein dekoratives, geordnetes Füllbild. Da der Stichwinkel entlang deiner Blöcke ausgerichtet ist, transportiert Tatami die Form optisch – Kurven und Verjüngungen werden „gelesen“, weil die Nadelreihen mitlaufen. Daher ist die Knotenführung so wichtig: Du steuerst den Blick über die Fläche, nicht nur ihre Kontur.
Optionaler Praxisbezug: Wer später auf einem Mehrnadel-System arbeitet, plant oft schon in der Datei übersichtliche Elemente. Die Wahl des Rahmens (klassisch, Klemm- oder Magnetlösung) bleibt unabhängig vom Digitalisieren; ebenso, ob du mit einem mighty hoop Magnetrahmen arbeitest. Hier zählt nur, dass die Füllfläche als solches sauber ist.
4.5 Reshape: Knoten korrigieren, Lücken schließen
Schalte TrueView aus, um die Linien statt der Garnsimulation zu sehen. Wechsle in den Reshape-Modus. Ziehe einzelne Knoten minimal, um kleine Ungenauigkeiten, vor allem am unteren Ende, zu korrigieren. So schließt du Lücken und glättest Ecken. Wechsel anschließend TrueView ein, um die Garnoptik zu prüfen: Fließt das Tatami-Muster ohne Brüche?

Achtung Überkorrigiere nicht. Große Verschiebungen einzelner Knoten verzerren die Blocklogik. Arbeite lieber in kleinen Schritten und nutze „Undo“, wenn du die Form verlierst.

Kurzcheck
- Füllfläche erzeugt (Enter gedrückt)?
- Kanten ohne Lücken, Spitzen präzise?
- Tatami-Winkel folgt der Kontur?
- Reshape nur in kleinen Korrekturen angewendet?
5 Qualitätskontrolle: Winkel, Breite, Dichte
- Winkelverlauf: Folge gedanklich den Tatami-Reihen. In Kurven sollen sie elegant mitziehen, nicht knicken. Wo eine Kante stockt, sitzt oft ein Knoten zu dicht oder zu weit außen.
- Breitenkonstanz: Miss optisch links/rechts die Abstände – besonders im Schaft. Unsaubere Parallelen erzeugen unruhige Lichtkanten im Füllbild.
- Spitzenausbildung: Die untere Spitze muss sauber schließen. Wenn ein kleiner Spalt bleibt, liegt der Endknoten vermutlich um wenige Pixel daneben; im Reshape leicht nachfassen.
- Vorschauwechsel: TrueView ein/aus. Linienansicht zeigt Geometrie, Garnansicht zeigt reale Wirkung. Beide Perspektiven sind wichtig.
Profi-Tipp Bewerte die Form an der Kante zum Hintergrund: Dort „liest“ das Auge zuerst Unregelmäßigkeiten. Eine ruhige Außenlinie lässt selbst dichtes Tatami leichter wirken.
Hinweis: Das Beispiel nutzt Tatami als Füllung. Andere Füllstiche sind möglich, wurden hier jedoch nicht demonstriert. Passe deshalb nur das an, was in der Software sichtbar belegt ist.
6 Ergebnis & Weiterverwendung
Am Ende steht ein erstes, vollständig digitalisiertes Nadel-Element. Die Tatami-Füllung füllt den Bereich homogen, der Stichwinkel folgt den gesetzten Blöcken, Spitzen und Rundungen wirken sauber. Damit ist die Grundlage geschaffen, in einem nächsten Schritt Kopien anzulegen, zu skalieren oder auszurichten – diese zusätzlichen Schritte sind hier nicht gezeigt, aber logisch anschließbar.
Für den realen Stick: Die Art des Einspannens bleibt dein Projektentscheid. Wenn du häufig wechselnde Materialien spannst, kann ein Magnetrahmen den Ablauf beschleunigen; dieser Blogabschnitt behandelt jedoch ausschließlich das Digitalisieren, nicht das Einspannen.
Wer auf einer Brother-Plattform arbeitet, kann seine Rahmenauswahl projektbezogen treffen – unabhängig davon, ob man später mit einem Stickrahmen für brother oder mit Zubehör anderer Anbieter wie dime Stickrahmen plant. Diese Entscheidung betrifft die Stickausgabe und wird hier nicht weiter vertieft.
7 Troubleshooting & Fehlerbehebung
Symptom: Zacken oder „Eselsohren“ an der Außenkante
- Mögliche Ursache: Knoten ungleichmäßig gesetzt (gerade Ecke statt Rundung, oder umgekehrt).
- Lösung: Im Reshape-Modus betroffene Knoten leicht nach innen/außen setzen; ggf. im Digitize-Vorgang den Ecktyp wechseln (Linksklick/gerade vs. Rechtsklick/rund).
Symptom: Unruhige Breite im Schaft
- Mögliche Ursache: Zu viele Knoten, asymmetrische Punktpaare.
- Lösung: Knoten reduzieren, Spiegelbildlichkeit beachten; in langen Geraden große, gleichmäßige Segmente bevorzugen.
Symptom: Lücke an der unteren Spitze
- Mögliche Ursache: Endknoten knapp neben der Ideallinie; Füllung schließt nicht.
- Lösung: TrueView aus; im Reshape den Endknoten minimal versetzen, bis die Kanten sauber schließen.
Symptom: Tatami wirkt „geknickt“
- Mögliche Ursache: Blockwinkelwechsel zu abrupt, Knoten unlogisch gesetzt.
- Lösung: Übergänge glätten, Knotenabstand harmonisieren. Lieber ein Knotenpaar ergänzen, das die Winkeländerung mildert.
Symptom: Häufige Werkzeugwechsel verlangsamen
- Mögliche Ursache: Leinwand manuell verschoben, Digitize-Tool unterbrochen.
- Lösung: Auto-Movement nutzen – mit dem Cursor an den Rand fahren, die Leinwand scrollt. So bleibt der Klickfluss erhalten.
Profi-Tipp Arbeite abschnittsweise „von Außen nach Innen“. Lege zuerst die dominanten Umrisse (Spitze/Schaft), bevor du Feinheiten fächerst. Das stabilisiert den Winkelverlauf.
Hinweis: Wenn du während des späteren Stickens viel repositionierst, kann das Einspannen mit magnetgestützten Lösungen Vorteile bringen – etwa bei Projekten, in denen ein Magnetrahmen für bernina oder ein dime Stickrahmen genutzt wird. Das liegt aber außerhalb dieses Digitalisier-Workflows.
8 Aus der Community
Zu diesem Thema liegen keine zusätzlichen Community-Fragen oder bestätigten Tipps vor, die über den hier beschriebenen Ablauf hinausgehen. Beachte, dass Hardware-Entscheidungen – etwa ob du mit einem Magnetrahmen für Stickmaschine arbeitest – außerhalb des gezeigten Software-Prozesses liegen.
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Checkliste: Vorbereitung (Kurzfassung)
- Ebenen, die nicht benötigt werden, ausblenden
- Zoom ca. 500 %
- Vorlage sichtbar, Kontur klar
Checkliste: Setup
- „Digitize Blocks“ aktiv
- Füllung statt Kontur
- Linksklick = gerade, Rechtsklick = rund
Checkliste: Ablauf
- Spitze als erster Block, sauber schließen
- Schaft mit wenigen, gleichmäßigen Knoten
- Auto-Movement nutzen, Enter zum Bestätigen
- Reshape: nur minimal korrigieren
Ausblick Wenn du die Nadel als Master sauber angelegt hast, kannst du sie in einem Folgeschritt kopieren, einfügen und skalieren. Für Serien-Layouts auf unterschiedlichen Maschinen bleibt die Einspannfrage projektabhängig – unabhängig davon, ob du später mit Magnetrahmen arbeitest, eine hoop master Einspannstation verwendest oder auf Systemen wie brother pr 680w ausstickst. Wichtig ist: Die digitale Grundlage ist solide – das garantiert saubere Kanten und einen eleganten Tatami-Fluss.
